Ein Erfahrungsbericht, der mehr ist als ein Einzelfall
Max Libert lebt in Bayern. Er ist kein Dealer, kein Konsument aus Partylaune, kein Aussteiger mit Drogenromantik. Max ist ein Mensch, der mit sich kämpft – seit Jahren. Posttraumatische Belastungsstörung, Depression, soziale Ängste, Diagnosen aus dem Autismus-Spektrum. Nach unzähligen Arztterminen und Medikationsexperimenten entdeckte Max eine Substanz, die ihm half, sich wieder mit der Welt zu verbinden: Psilocybin, den Wirkstoff aus sogenannten „Magic Mushrooms“.
Doch anstatt Anerkennung oder zumindest Toleranz zu erfahren, steht Max nun vor dem juristischen Abgrund. Die Polizei hat seine Wohnung durchsucht, seine Pilze und das Anzucht-Equipment beschlagnahmt – weil Selbsttherapie in Deutschland nicht vorgesehen ist, wenn die Methode nicht aus dem Lehrbuch stammt.
Vom Leben zurück ins Überleben
Max’ Geschichte beginnt wie viele andere auch: Irgendwann kam die Dunkelheit. Schlafstörungen, Angstzustände, Isolation. Er begann sich über alternative Wege zu informieren – nicht auf dubiosen Foren, sondern in seriöser Fachliteratur, bei Podcasts, in Erfahrungsberichten anderer Menschen mit psychischen Erkrankungen. Der Begriff „Microdosing“ tauchte wiederholt auf. Gemeint ist der Einsatz extrem geringer Dosen psychedelischer Substanzen, die keine klassischen Halluzinationen auslösen, aber neurobiologisch wirksam sind – vor allem in Bezug auf Stimmung, Kreativität und emotionale Verarbeitung.
Für Max war das nicht „der nächste Trip“, sondern ein letzter Versuch, wieder auf die Beine zu kommen.
Und der Staat? Der zieht jetzt durch.
Sein „Verbrechen“: Er zog ein paar Pilze selbst auf. In Deutschland sind nicht nur Besitz und Konsum von Psilocybin illegal, sondern auch die Zucht von Psilocybin-haltigen Pilzen, selbst wenn es ausschließlich zum Eigenbedarf und zur medizinisch motivierten Selbsttherapie geschieht.
Bei Max führte das zu einer Hausdurchsuchung, zu Ermittlungen nach § 29 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Ihm drohen nun hohe Geldstrafen, der Entzug des Führerscheins – obwohl er nie auffällig war, weder im Straßenverkehr noch durch ein strafrechtlich relevantes Verhalten.
Besonderheit Bayern: Härter – und mit Zahlen belegbar
Der Fall Max spielt sich in Bayern ab – eines Bundeslandes, das im Bund ein besonders restriktives Vorgehen gegen Drogendelikte vertritt. Zwar ist die Zahl der Drogenkriminalität insgesamt rückläufig – mit etwa 31 145 Fällen im Jahr 2024, darunter ein Rückgang bei cannabisbezogenen Delikten um fast 56 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig verabschiedete Bayern strengere Regelungen: So ist beispielsweise der Konsum von Cannabis auf Volksfesten wie dem Oktoberfest oder in Biergärten explizit untersagt, obwohl im Land bundesweit inzwischen der Besitz bis 25 g legal ist AP News. Dieser konservative Kurs macht klar: Wer sich nicht auf dem engen gesetzlichen Pfad bewegt, bekommt die volle Härte zu spüren – wie Max.
Crowdfunding gegen die Kriminalisierung
Besonders bitter: Weder eine Rechtsschutzversicherung greift in so einem Fall, noch gibt es staatliche Unterstützung für Menschen, die sich bewusst gegen pharmazeutische Standardtherapien entscheiden. Max steht vor Kosten in Höhe von etwa 20.000 €, allein für Anwälte, Gericht und Gutachten.
Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er daher einen Spendenaufruf gestartet, den du hier auf GoFundMe unterstützen kannst.
Jeder Euro hilft, nicht nur bei den Kosten, sondern auch, um ein Signal zu senden: Dass Menschen, die sich um sich selbst kümmern, nicht wie Kriminelle behandelt werden sollten.
Wie absurd die Rechtslage wirklich ist
Der Fall zeigt exemplarisch, wie irrational das deutsche Drogengesetz oft reagiert: Hätte Max sich stattdessen für eine legale, ähnliche Substanz entschieden – zum Beispiel 1S‑LSD – wäre die Staatsgewalt wohl nie bei ihm aufgetaucht.
1S‑LSD ist ein LSD‑Derivat, das in Deutschland (Stand: August 2025) nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Es bietet ähnliche introspektive Möglichkeiten wie klassisches LSD – wird aber nicht kriminalisiert, solange es sich im legalen Rahmen bewegt. Ein kleines Molekül entscheidet also darüber, ob du dein Leben wieder in den Griff bekommst oder staatlich zerstört wirst.
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